Montag, 19. November 2012

Medienmitteilung von Reno Sommerhalder Schweiz-Kanadischer Bärenexperte

16. November, 2012
Medienmitteilung

 Es ist nicht zu spät für Bär M13
Bär M13 ist auf der Suche nach Futter im Puschlav in ein Ferienhaus eingebrochen und hat sich dort an Vorräten gütlich getan. Nun werden Rufe nach einem Abschuss laut. Dies ist jedoch unnötig. Aus Kanada sind Lösungen bekannt, wie man solche Konflikte erfolgreich und ohne den Bären zu töten lösen kann.
Auch in Kanada ...
kommt es vor, dass sich Bären auf der Suche nach Futter Zutritt in Häuser verschaffen. Solche Situationen sind heikel, denn Bären, die in einem Haus Futter vorfinden, können sich ein solches Verhalten angewöhnen und wiederholt Häuser aufsuchen. Entsprechend gross ist in Kanada die Erfahrung, wie man mit Problembären umgehen muss.
Ablenkfütterungen statt Abschuss
So werden in ähnlichen Situationen erfolgreich “diversionary feeding” Aktionen durchgeführt, auf Deutsch “Ablenkfütterungen”. Dabei sammelt man Wild (Reh, Hirsch, Wildsau, etc.), das auf den Strassen getötet worden ist, ein und verteilt diese Kadaver an den steilen Hängen abseits vom Dorf oder eben nahe dort wo sich M13 zur gegebenen Zeit aufhält. Auf diese Weise lockt man ihn weg von den Menschen und hält ihn von den Dörfern fern. Wenn dann der Schnee kommt und der Bär seinen Magen gefüllt hat, stehen die Chancen gut, dass er sich zur Winterruhe zurückzieht. Beim ersten Anzeichen von Aktivitäten im Frühling sollte man dann nochmals gezielte Vergrämungsaktionen starten, um dem Bären die Gefahr der Nähe des Menschen in Erinnerung zu rufen.
Kein Überleben ohne Winterspeck
Das momentane Verhalten von M13 verdeutlicht, dass seine Fettreserven für den Winter noch nicht ausreichen. Ohne genügend Fettreserven jedoch stehen seine Chancen, den Winter zu überleben schlecht. Daher geht er grössere Risiken ein als üblich, um an Futter – in diesem Fall offenbar Kartoffeln und Brotreste in einer Ferienwohnung – zu kommen.
Was in Kanada möglich ist, sollte auch bei uns möglich sein. Nachdem wir viel unserer ursprünglichen Natur in der Schweiz in den letzten paar hundert Jahren gezähmt und fast 100% zu unseren Gunsten gestaltet haben, ist es unsere Pflicht, einem Tier wie M13 mit seinen im Vergleich zum Menschen sehr bescheidenen Bedürfnissen, jede Chance zum Überleben zu gewähren. Geben wir ihm diese Chance.
Reno Sommerhalder Schweiz-Kanadischer Bärenexperte

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